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16. Fest der Fantasie - Nördlingen
31.07. bis 09.08.1987

von Peter Emmerich

Freitag 31. Juli
Das 16. Fest der Fantasie, welches vom 31.07. bis 09.08.1987 auf dem Karlshof bei Nördlingen veranstaltet wurde, ist vorbei. Nun sitze ich an der Schreibmaschine und versuche mir darüber klar zu werden, wo ich meinen Bericht beginnen muß. Wie soll ich jemandem klar machen, was die Beweggründe dafür sind, 10 Tage das Jahresurlaubs dafür zu opfern, an einem Fest teilzunehmen, an dem für einen Außenstehenden außer Spielen, gelangweiltes rumstehen, rumlaufen in Gewändern, sinnloses Besaufen und Krakeelen, nichts los ist? Vielleicht sollte ich diesen Bericht ziemlich früh, nämlich schon mit dem letzten Tag des 15. Festes der Fantasie (1986 in Marburg) beginnen:
Es war der Tag der Abreise. Wehmütig denkt man an die vergangenen Tage, an denen man sich mit Freunden und Bekannten gut unterhalten und sich die Zeit auf angenehme Weise vertrieben hat. Es wird einem bewußt, daß man ein Großteil der Leute erst wieder (wenn überhaupt) ein Jahr später wiedersehen wird. Leise schleicht sich ein Gefühl der Melancholie und Trauer in das Händeschütteln zum Abschied ein. Sicherlich, einige wenige wird man hier und da auf einem Regionaltreffen irgendwo in Deutschland oder Österreich sehen, aber diese sind nur ein Tropfen auf einem heißen Stein, denn wer hat schon die Zeit und das Geld, jedes dieser Treffen zu besuchen? So ist also mancher Händedruck ein Abschied bis zum nächsten Jahr.
Langsam vergehen die Monate. Wie vorausgesehen bekommt man Besuch von einigen seiner Freunde, fährt selbst in der Gegend herum, um "Fans" zu treffen, veranstaltet sogar selbst zum Jahreswechsel einen Con im kleineren Kreis und doch... nicht annähernd alle, die man wieder einmal um sich hätte, können abgeklappert werden. So vergehen wieder einige Monate. Zwischendurch erscheint das Infoheft zum 16. Fest und langsam beginnt die Zeit der Vorfreude.
Als aktives Mitglied des EDFC und des darin eingegliederten FOLLOW, fängt man an, seinen Clan zu mobilisieren. Wer kommt ans Fest? Wer kommt wann und für wie lange? Bestreiten wir einen Programmpunkt am Fest? Dies und vieles mehr gilt es in den letzten Monaten vor dem Fest zu durchdenken und zu organisieren. Vergessen ist der Abschied vom letzten Mal, jetzt ist es die sich steigernde Vorfreude, die sich breit macht. So vergeht die Zeit dann recht schnell und ehe man sich versieht, kommt man sogar unter Zeitdruck: Was habe ich bloß vergessen? Wem habe ich versprochen, dies und jenes mitzubringen? Und so kommt, was kommen muß:
Am Anreisetag stelle ich fest, daß mein Gewand zu den MAGIRA-Zeremonien unvollständig ist; keine Zeit mehr, dies zu ändern, es muß also auch so gehen. Hoffentlich klappt es mit dem Feierabend in der Firma, denn ich muß noch drei Leute pünktlich abholen. Hat das ganze Gepäck für uns vier überhaupt Platz? Hoffentlich geht die Schreibmaschine für Lore (Straßl) nicht kaputt! Ungewollt breitet sich sogar eine Art Hektik aus, die sich erst dann legt, sobald man tatsächlich unterwegs ist und an dem, was man vergessen hat, eh nichts mehr ändern kann.

So beherrscht also eine sehr gute Stimmung die Fahrt von Konstanz nach Nördlingen, trotz des starken Ferienverkehrs. Mit an Bord sind außer mir noch Achim Kopfmüller und Philipp Rederlechner aus Kreuzlingen sowie Richard Marzari aus der Gegend von St. Gallen. Für die beiden letztgenannten ist dies die Fahrt zu ihrem ersten Fest der Fantasie. Entsprechend groß sind natürlich auch ihre Erwartungen, die sich sicherlich nicht voll erfüllen lassen. Sie haben noch keine negativen Erfahrungen gemacht; woher auch, denn selbst ich, der schon über 10 Jahre mit dabei ist, vergißt sehr schnell die Dinge, die in der Vergangenheit falsch gelaufen sind. Zu sehr ist man in Richtung auf das Kommende fixiert. Schaut man sich die Fotoalben der vergangenen Feste an, wird an sich auch nur das Schöne an den Festen vorgestellt. So wundert es nicht, wenn nicht nur "Alte Hasen", sondern auch unbedarfte Neulinge von der Vorfreude auf das Fest angesteckt werden.
Nach mehrstündiger Fahrt bei recht sonnigem Wetter gelangten wir schließlich nach Nördlingen. Wie schon in den Vorjahren beginnt das Fest mit einer Suchfahrt: Wo befindet sich die Pension, die ich gebucht habe? So bekommen wir dann auch schon den ersten Eindruck der Stadt: Baustellen und unzählige Einbahnstraßen, linksabbiegen schier unmöglich und dann plötzlich, nach halbstündiger Irrfahrt: die Pension!
Schnell bringen Achim und ich unsere Sachen auf die uns zugewiesenen Zimmer. Auspacken kann man später auch noch, jetzt gilt es erst einmal den Karlshof zu finden; zu groß ist die Neugierde darauf, wer denn schon alles da ist.
Wie nahezu bei jedem neuen Festplatz, der auserkoren wurde, verfährt man sich automatisch mindestens ein Mal. So auch beim Karlshof. Doch dank einer recht freundlichen Bevölkerung, die einem mit Engelsgeduld den richtigen Weg weist, ist der Karlshof dann doch endlich in Sichtweite.
Der erste Eindruck scheint zunächst wie gewohnt: Da sind die ersten Zelte von FOLLOWern und da ist auch schon eine ganze Meute, die palavernd herumsitzt. Doch dann, mit einiger Verwunderung, mußte ich feststellen, daß es sich hierbei um lauter neue Gesichter handelte, an die ich mich beim besten Willen nicht erinnern konnte. Wie sich später herausstellte, war der Karlshof in der Woche vor dem Fest Tagungsort für einen STAR
WARS-Con gewesen, dessen Überbleibsel nun auch am Fest der Fantasie teilnehmen wollte. So war ich denn recht froh, als ich wenigstens etwas später Günther Thomasch und Ralf Cornell entdeckte, zwei Mitglieder des BUNDES DER LORDS. Ja, und dann entdeckte ich auch Frank Neugebauer, den man getrost zum "harten Kern" der FOLLOW-Conbesucher zählen darf. Er war gerade dabei, sein Zelt aufzustellen. Ja, und nicht vergessen darf ich Ingrid und Thomas Kugler, die zusammen mit ihrem Baby auch schon da waren.
Im Nachhinein betrachtet waren es also für den Anreisetag recht wenig Leute, die ich von den vergangenen Festen her kannte, die bereits anwesend waren. Im Vergleich zu den ersten Festen, die ich persönlich erlebt habe (Herzberg, Marburg, Nürnberg u.a.) wurde ich heute von den "Neuen" erdrückt. Früher war es noch möglich gewesen, sich neuer Leute anzunehmen, sie problemlos in die FOLLOW-Hierarchie einzugliedern, aber jetzt??? Irgendwie frustrierend, wo sollte man da anfangen? Wie ich später durch Gespräche mit anderen der "alten Hasen" feststellte, war ich nicht der einzige, dem es so ging. Ich glaube, es war Hans-Peter Schultes der mit einem einzigen Wort seinen Kommentar zu dieser Situation gab, in dem er lakonisch meinte: "Ein Wahnsinn!". Erst viel, viel später kam ich auf die Lösung, weshalb es soviel neue Gesichter gab, mit denen wir zunächst nicht viel anzufangen wußten: Das Fest der Fantasie war in einigen SF-Magazinen als eine allgemein zugängliche Veranstaltung angekündigt worden, ohne den Hinweis darauf, daß es sich hierbei nur um ein Treffen von EDFC-Mitgliedern (und besonders geladenen Gästen) handelte. Dadurch kamen natürlich, weiß Gott mit welchen Vorstellungen, sehr viele Leute, die von den "Alteingesessenen" dann einfach nicht mehr bewältigt werden konnten und sich dadurch natürlich zu einem großen Teil absolut nicht wohlgefühlt haben. Viele hatten aber ihren nicht gerade billigen Conbeitrag für die ganzen zehn Tage bezahlt, einige sogar Zimmer gebucht, und konnten deshalb sehr schlecht wieder abfahren. In Gesprächen, die ich im Laufe der Woche mit einigen dieser "Frustrierten" geführt habe, stellte sich heraus, daß gewaltige Ritterspiele und Fez, ähnlich wie bei einem Volksfest, erwartet wurden. Diese Erwartung konnte natürlich nie erfüllt werden. Für manche war es total unverständlich, daß das Fest der Fantasie in erster Linie, trotz Rahmenprogramm, ein Fest der Begegnung ist, in dem alte Freundschaften gepflegt und neue Kontakte geknüpft werden; daß es ein Fest sein soll von Freunden für Freunde und nicht eine Großveranstaltung ähnlich einem PERRY RHODAN-Weltcon. Die Veranstalter zukünftiger Feste sollten sich die einmal vor Augen führen.
Doch zurück zum eigentlichen Festgeschehen: Wie in dem Festprogramm zu lesen war, begann um 20:00h tatsächlich die offizielle Begrüßung aller bisher Angereisten (es war einer der wenigen Programmpunkte an diesem Fest der, wie angekündigt, durchgeführt wurde). Doch wie nicht anders zu erwarten, war es für den Veranstalter nahezu unmöglich, seine Stimme über den Lärm, den die Anwesenden machten, zu erheben. Wenigstens diese alte Tradition, der "FOLLOW-Kindergarten" erinnerte mich an die alten Feste. Freudig konnte ich feststellen, daß das Fest wohl seinen normalen Verlauf nehmen würde. Als dann nach mehreren Anlaufversuchen doch noch der Lärmpegel etwas gedrückt werden konnte, erhielten wir einen Vortrag über die Hausordnung, Hinweise darüber wo wir unsere Getränke zu kaufen hätten u.s.w.
Zur fortgeschrittenen Stunde bildeten sich doch hier und da einige kleinere Grüppchen. Trat man näher heran, verstummten die Gespräche sofort, ein Zeichen dafür, daß das EWIGE SPIEL seine Schatten voraus warf. Für einen Außenstehenden kaum verständlich wurde Politik für die Spielplatte gemacht. Fast wie im realen Leben trugen Intrigen, Angstmache und Drohungen ihre Früchte. Irritierte Blicke von seiten einiger STAR WARS-Fans waren der einzige Kommentar, der aus dieser Ecke kam. Wie schon in den vergangenen Jahren übte bereits jetzt, noch vor Beginn, das Spiel eine eigenartige Faszination auf die betroffenen Herrscher und Spieler aus. Auf der einen Seite redete man sich immer wieder ein, "es ist doch nur ein Spiel" und dann kam doch wieder die Sorge um sein eigenes Reich, welches durch schlechtes Taktieren u.U. der Vernichtung anheim fallen könnte. Ich glaube es ist die Zeit vor dem Spiel, das den Reiz des Spiels ausmacht; später, wenn sich dann alles auf der Platte abspielt, sind die Könner und Kenner der Spielregeln am Zug, viel von der Spannung ist dann vorüber. Dann sind es nur noch die "Verräter", die anders als besprochen taktieren, die das "Salz in der Suppe" ausmachen und manchen Herrscher zur schieren Verzweiflung treiben. Auf jeden Fall ist es immer wieder ein Erlebnis, dieses Geschehen im Vorfeld beobachten zu können.
Parallel zu den ersten Spielverhandlungen reisten immer mehr Leute an. Es sah so aus, als würde das 16. Fest der Fantasie zu dem bisher größten Fest werden, daß je veranstaltet wurde. Bisher war ich es gewohnt, daß am ersten Tag nur die Spielinteressierten anreisen, doch hier war alles anders, teils auch dadurch, daß der EDFC und FOLLOW tatsächlich gewachsen sind. Und nun kamen auch Leute, die man von früher her kennt. So tauchen auch langsam die ersten Mitglieder meines Clans auf, darunter auch mein Mitlord Harald Schäfer. Gemeinsam verbringen wir den Rest des Abends mit dem Austausch von Neuigkeiten, man hat sich schließlich seit meiner Hochzeit im Mai nicht mehr gesehen.
Samstag 01. August
Der Samstag begann recht gemütlich. Brav wurde ich von Harald geweckt (wie jedes Jahr hatte ich wieder meinen Wecker zu Hause liegen lassen) und auf gings zum gemütlichen Frühstück. Neben Achim und Harald übernachtete auch noch Joachim Krönke und der Rest des Clans, der noch kommen sollte, im selben Hotel, so daß wir immer genug zu palavern hatten. Gemeinsam beschlossen wir, vor der Fahrt zum Festplatz erst einmal einen Stadtbummel durch Nördlingen zu machen, um uns das schöne Städtchen einmal genauer anzuschauen. Wie es nicht anders unter Fantasy-Fans zu erwarten war, wurde die erste sichtbare Buchhandlung gestürmt. Aber nicht allzulange ging es, und wir konnten doch die Sehenswürdigkeiten der Stadt besichtigen. Überrascht waren wir von den kleinen Gäßchen und der sehr schönen Stadtmauer, die um den Altstadtkern Nördlingens herumläuft. Daß die Stadtmauer auch heute noch einen Zweck erfüllt sahen wir daran, daß sie sich scheinbar immer wieder als idealer Hintergrund für Hochzeitsbilder eignet. Während wir einige Enzysachen besprachen konnten wir ungestört einen Fotografen bei der Arbeit beobachten.
Gegen später entdeckten wir dann noch eine Spezialität Nördlingens: Vom Hunger getrieben wollten wir uns in einer Bäckerei ein paar Brötchen kaufen. Und hier lagen sie dann, Brötchen mit Sauerkraut. Für mich, der ich aus der Bodenseeregion komme, war das vollkommen neu. Das mußte ich natürlich sofort ausprobieren.
Irgendwann fuhren wir dann gemeinschaftlich zum Festplatz. Während sich immer noch (oder schon wieder) einige Gruppen über das EWIGE SPIEL unterhielten, fand das Video-Rahmenprogramm reichlich Zuspruch; in einem eigens dafür eingerichteten Videoraum wurden Fantasyfilme gezeigt. Regen Zuspruch fanden teilweise auch die durchgeführten Workshops, so führte u.a. Ralf Cornell einen Workshop übers Bogenschiessen durch.
Sehr schnell fanden sich dann auch einige Leute zusammen, die im Moment weder die Videos, noch das Spiel, noch das Bogenschiessen interessierte. Kurzerhand wurde also beschlossen, nochmals zu Kaffee und Kuchen nach Nördlingen zu fahren. So fuhren also Harald, Thomas Kugler, Hans-Peter Schultes, Günther mit Freundin und noch einige andere los. Im Café selber entwickelte sich zwischen einem Neuen, den Thomas in seinen Clan aufgenommen hatte (den Namen habe ich leider vergessen) und den anwesenden Herrschern eine rege Diskussion über den traditionellen Follow-Gedanken. Uns wurde sehr schnell bewußt, daß es gar nicht so einfach ist, der "neuen Generation" von FOLLOWern die Hierarchie zu verdeutlichen und zu erklären.
Zurück auf dem Festplatz wurde die Spielerversammlung durchgeführt, die erfreulicherweise durch die recht geringe Anzahl anwesender Herrscher, in relativ kurzer Zeit über die Bühne ging. Viel wesentliches gab es ja nicht zu besprechen.
Positiv aufgefallen an diesem Tage ist vor allem eines: Viele der "Neuen" liefen bereits in Gewändern rum, die sich sehen lassen konnten. Teilweise mit beachtlichem Einfallsreichtum und Detailtreue waren die Gewänder angefertigt, so daß manchem der blanke Neid anzusehen war. Wenn auch aus den Gewändern die zugehörige Kultur nicht immer zu erkennen war (einige der Leute mit Gewandung waren ja gar nicht Mitglied im EDFC und FOLLOW), so sollte man sich doch einmal einige Gedanken darüber machen, ob man sich nicht allgemein wieder etwas mehr Mühe mit den Gewändern gibt, auch von seiten der Lords her!!! Es wird zwar immer wieder geschrieben, daß zu den stattfindenden Zeremonien nur Leute mit Gewandung zugelassen werden, aber hat dies schon jemals jemand durchgeführt??? Ohne mich jetzt allzusehr auf dieses Thema einzulassen, man muß die Qualität und den Reiz, der von den schönen Gewändern ausging, bewundern.
Sonntag 02. August
Gegen 9:15h brechen wir wieder vom Hotel aus auf zum Festplatz. Heute, im Laufe des Vormittages mußte die Aufstellung für den Beginn des EWIGEN SPIELS gemacht werden. Nun ist die Zeit der "Politiker" fast vorbei, die Strategen kommen zum Zuge. Uwe Mayer besorgte die noch fehlenden Teile der Spielplatte, so daß man am späten Nachmittag dann auch die Spielfiguren aufstellen konnte. Die mit viel Fantasie bemalten Figuren müssen einen Außenstehenden zu Bewunderungsrufen animieren. Abenteuerlich sehen sie aus; zusammen mit den gebastelten Burgen, Schiffen und anderem Beiwerk entsteht eine ganz eigene Welt, die für drei Tage den zentralen Ort des Festes darstellen soll.
Für viele beginnt jetzt erst, mit dem Aufstellen der Figuren das Fest.
Montag 03. August
Das sonnige Wetter, welches noch am Anreisetag vorherrschte, hatte sich im Laufe der letzten Tage verzogen. Regen war angesagt. Während sich die meisten Anwesenden um die Spielplatte drängten (um 10:00h hatte das Spiel angefangen), fuhren Thomas Hassan, Pauline Suchy und noch zwei andere nach Nördlingen rein, um vor allem die Druckerei der Buchhandlung GRENO zu besichtigen. Thomas übernahm für diesen Teil die Berichterstattung und sprach mir aufs Band:
"Der Tag wird noch in die Geschichte eingehen als der Gummistiefeltag - aber mehr davon später. Zuerst einmal war natürlich GRENO an der Reihe. Für alle die, die in FOLLOW nur Fantasy lesen und nichts anderes: GRENO ist ein Verlag, der schöne, schöne, schöne Bücher macht. Und zwar in einer Art, wie es dies in Europa fast nicht mehr gibt, nämlich in Monotype-Bleisatz." (Tja, ab hier hatte nun Thomas vergessen, den Aufnahmeknopf meines Diktiergerätes zu drücken, so daß ich nun doch aus meinem Gedächtnis heraus weitermachen muß).
GRENO macht also Bücher nicht in der modernen Art über Fotosatzanlagen, sondern noch auf die herkömmliche, klassische Art und Weise mit Bleisatz. Wir fünf wurden recht freundlich in der Druckerei begrüßt, man scheint hier Besuch gewohnt zu sein. Ein Angestellter, der uns alles erklären sollte, führte uns nun durch die verschiedensten Abteilungen des Hauses und erklärte uns die Entstehung eines Buches. Faszinierend waren die alten Maschinen, mit denen zunächst der Text auf Lochstreifen erfaßt wurde; dann auch die Maschinen, die den Bleisatz nach den Vorgaben des Lochstreifens erstellten. Und alles begleitet von einem Höllenlärm. Wir waren uns bald einig darüber, daß hier ein Großteil der Belegschaft sicherlich aus Idealisten besteht, die noch Freude an der alten Art und Weise der Buchherstellung haben. Ich kann jedem nur empfehlen, sich diese Druckerei anzuschauen, wenn er wieder einmal in Nördlingen ist.
Nach der Besichtigung beschlossen wir, uns erst einmal Gummistiefel zu kaufen. Und wie wir dann feststellten, waren wir nicht die einzigen FOLLOWer, die bei dem regnerischen Wetter diese Idee hatten. Der Absatz von Gummistiefeln in Nördlingen nahm für die Geschäfte ungeahnte Dimensionen an (niemand hatte damit gerechnet, daß das Wetter auch so schlecht werden würde).
Am Festplatz war unterdessen das Spiel voll im Gange. Parallel dazu wurde von Steffi Seipp und Harald Zubrot ein Rollenspielturnier durchgeführt, welches bis in die frühen Morgenstunden gedauert haben soll und den Mitspielern - wie ich erfahren habe - ungeheuren Spaß gemacht hat, zumal als Siegesprämie ein Zinnteller in Aussicht gestellt wurde.
Dienstag 04. August
Das wohl herausragendste Erlebnis dieses Tages war wohl, daß es nicht mehr allzuheftig regnete. Endlich lies es die Witterung zu, daß wir mit einigermaßen trockenen Füßen die
zwei Ruinen, die sich in der Gegend des Karlshofes befanden, besichtigen konnten. Und wieder spielte es sich ab 10:00h morgens auf der Platte ab.
Im Videoraum liefen neben einigen alten englischen Fernsehserien (u.a. TIMETUNNEL) auch ein Film von Robert Vogel, den dieser über einen STAR-WARS-Con gemacht hatte (Einflüsse von Harald Märtens Filmtechnik waren nicht zu übersehen).
Sonst gab es nichts, was aus dem Rahmen herausfiel, fast alle Leute waren mit dem EWIGEN SPIEL beschäftigt. Ich nutzte die Gelegenheit, um endlich ein paar der Leute mit den hübschen Gewändern zu fotografieren.
Mittwoch 05. August
In aller Frühe trafen zwei weitere Mitglieder meines Clans ein - Susanne und Jürgen Temminghof - die natürlich zuerst über das Geschehen der letzten Tage informiert wurden. Auf dem Festgelände waren zwischenzeitlich Christine Kugler und Harald Märtens eingetroffen, die zusammen mit Marga Schäfer und Rita Grünbein von Nürnberg hierher gefahren waren. Harald packte als erstes seine Filmausrüstung aus und auf gings zu einer der nahegelegenen Ruinen zu den ersten Aufnahmen für den diesjährigen FOLLOW-Film. Dann trafen kurz hintereinander auch Gustav Gaisbauer, sowie Eva und Josef Schwab ein und wieder war für genügend Gesprächsstoff gesorgt. Harald zeigte uns die fertigen Farbauszüge von einigen Bildern Josefs und recht schnell ging der Nachmittag vorbei. Gegen 20:00h fand dann eine Herrschersitzung und daran anschließend die Lordversammlung des diesjährigen Festes statt (bis 1:30h morgens!!!). Ja, und im Laufe des Abends ging dann auch das EWIGE SPIEL zu Ende.
Donnerstag 06. August
Heute war der Tag des Fantasymarsches. Bevor der Marsch losging, traf Franz Schröpf ein, der sofort von den anwesenden FOLLOWern umlagert wurde, da er die neuesten Publikationen aus Passau mitgebracht hatte und diese natürlich sofort verteilen mußte. Der Start des Marsches verzögerte sich wie jedes Jahr um einige Stunden. Gegen 15:00h konnten die ersten Gruppen losgehen. Der diesjährige Marsch war ähnlich einem Rollenspiel aufgebaut. Dazu ein kleiner Bericht von Susanne Temminghof:
"Die Zeichen schienen günstig: Die Wettergötter hatten uns an allen vergangenen Tagen schier zur Verzweiflung getrieben, doch nun endlich hatten sie ein Einsehen mit uns. Pünktlich zur Mittagszeit klärte es auf, es wurde warm und die Sonne knallte erbarmungslos auf uns herab. Da unser Start erst für den späten Nachmittag vorgesehen war, blieb uns noch Zeit für diverse Unternehmungen. Das obligatorische Gruppenfoto wurde gemacht, die Gelegenheit, alle in Gewandung verewigen zu können, mußte natürlich wahrgenommen werden. Außerdem ließ sich unser Lord nicht davon abbringen, die Schärfe seines Schwertes zu demonstrieren: Er versuchte, der hübschen Morgana den Kopf abzuschneiden. Erst im letzten Moment konnte sie unter tatkräftiger Mithilfe der anderen Clanmitglieder gerettet werden.
Aber dann sollte es endlich losgehen. Am Start bekamen wir einen funkelnden Edelstein in die Hand gedrückt, mit der Anweisung, ihn auch ja wieder mit zurück zu bringen, da wir sonst die Insel der himmelhohen Bäume nicht lebend verlassen könnten. Auf eben dieser Insel hatten wir unsere Mission zu erfüllen. Das Abenteuer ging los: 'Über den Berg zur Burg'.
Die Burg, das war eine ziemlich verfallene Ruine, die von einem überaus standhaften Wächter (Norbert Weiser) bewacht wurde. Erst nachdem wir ihn mit einem spiegelnden Schwert von der Sinnlosigkeit seines Tuns überzeugt hatten (an dieser Ruine gab es wirklich nichts mehr zu bewachen), ließ er uns durch.
Wir trafen in der Ruine auf einen Weisen (Uwe Wegener), der uns den Auftrag gab, die Teile eines zerbrochenen Schutzschildes zu suchen, denn nur so sei dieses Land zu retten, das ohne den Schild allen feindlichen Angriffen schutzlos ausgeliefert sei.
Wir machten uns also auf den Weg, diese Teile zu suchen. Es ging vorbei an Untoten, Zwergen, Holden und Drachen, die wir alle irgendwie dazu bewegen konnten, die Teile herauszugeben, sei es durch Kampf oder Bestechung, Geschenke oder andere Gefälligkeiten: Der Holden konnten wir durch eine 'wundervolle' Tanzdarbietung das Erwünschte ablocken. Einzig der Mythane (Hermann Ritter) bereitete uns große Schwierigkeiten. Es war ein leicht verwirrter Typ, der auf seinem Hügel unter einem Baum lag. Er träumte von einer Stadt mit bauchigen Minaretten und einer mit Edelsteinen gepflasterten Straße. Gepflastert mit eben jenen Steinen, von denen wir einen bei uns trugen. Nur unter der Bedingung, daß wir ihn abgaben, wollte uns der Mythane das Teil des Schildes geben. Zu unserer Schande muß ich gestehen, daß wir nicht bereit waren, den Stein, also unser Leben, für die Rettung des Landes zu opfern. Unter Aufbietung aller körperlichen Reserven gelang es uns dann aber doch, alle Teile zusammen zu bekommen, so daß wir bei der Auswertung des Marsches nicht auf dem allerletzten Platz gelandet sind."
Ich selbst schloß mich beim Marsch keiner Gruppe an, sondern begleitete Harald Märtens auf seiner Filmtour, schließlich hatte ich ja eine Menge Fotos zu machen.
Nach dem Marsch wurde die Zeit für Clansitzungen und Feiern genutzt, so daß der Abend auch recht schnell vorbei war.
Freitag 07. August
Für diesen Tag war der zur Tradition gewordene Markt angesagt. Neben allerlei für das leibliche Wohl, wurden vor allem Waffen und diverse Fanzines angeboten. Parallel zum Markt fanden dann auch die Endausscheidungen in den Verschiedensten "Waffengattungen" statt. Zu den herausragendsten Punkten des Marktes zählte sicherlich wieder die chinesische Garküche unter der Leitung von Henning Meißner. Den größten Umsatz machte jedoch ein professioneller Waffenhändler, der sich ebenfalls auf Einladung der Veranstalter breit gemacht hatte. Mit zum Teil total überhöhten Preisen verkaufte er seine Zierwaffen an das Followvolk. Man kann nun darüber streiten oder nicht, es ist zwar schön, daß man in der Zwischenzeit dem Fest der Fantasie eine dergestaltige Bedeutung beimißt, daß sogar professionelle Händler anreisen, doch wird m.E. dadurch der Sinn und Zweck des Festes entstellt. Hätte es wenigstens für die Käufer anläßlich des Festes preisliche Nachlässe gegeben, wäre ja nicht viel einzuwenden, aber so wurde mit den noch recht unerfahrenen "Neuen" ein Geschäft gemacht, welches man einfach nicht gutheißen darf.
Tja, dann wurden auch die offiziellen Programmpunkte für die Fantasytagung angekündigt:

  • "Fantasyfilme und ein Videoquiz" von Robert Vogel
  • "Peter Pan" von Thomas Hassan
  • "Von der Inquisition zum Hexenhammer" von Dietmar Stark (hier handelte es sich um einen Vortrag mit anschließender Diskussion)
  • "Die Rollenspielkampagne" von Christian Splitt (ebenfalls mit anschließender Diskussion)
  • "Die Instrumentalität - Leben und Werk von Cordwaine Smith", vorgetragen von Hermann Ritter
  • "Diashow Traumwelten" von Henning Zeuss Zipf und Martin Lauer
  • "Ringlord Production presents 'Die außergewöhnlichen Abenteuer des Archibald Dimp'", ein 1-Mann-Musical
  • "FOLLOW-Filme" von Harald Märtens

Der Tag neigte sich so langsam dem Ende entgegen, als noch ein weiterer Höhepunkt dargeboten wurde: Elke Oswald und Sabine Pohl führten Bauchtänze vor, die sehr starken Zuspruch und regen Applaus fanden. Noch später am Abend begann dann der total überlastete Koch mit dem Grillen der Würste und Schnitzel für all die Anwesenden. Recht groß war natürlich der Andrang, so daß der Beginn der Zeremonien wieder einmal nach hinten verschoben werden mußte.
Der Beginn des Zeremonienteils war zunächst sehr vielversprechend: Thomas Hassan und Pauline Suchy hatten mit einigen FOLLOWern ein Stück einstudiert, das sie zum Besten gaben. Eine nordische Göttersitzung wurde im bayerisch-österreichischen Dialekt vorgetragen. Köstlich!!!
Dann begannen die eigentlichen Zeremonien, die in diesem Jahr von Harald Märtens als Herold von Magira geleitet wurden (Dieter Steinseifer, der normalerweise diesen Part übernimmt, war aus privaten gründen verhindert gewesen).
Zu den Zeremonien selbst gibt es nicht viel positives zu sagen. Bis auf wenige Ausnahmen scheinen die Leute entweder keine richtige Lust mehr zu haben, oder keine neuen Einfälle. Fast alle Zeremonien glichen einander: Vergabe des Gastgeschenkes, Umtrunk, Beförderung eines oder mehrerer Mitglieder, wieder Umtrunk und dann Schluß. Eine richtige feierliche Atmosphäre entstand nicht mehr, zu hoch war der Geräuschpegel und zu einfallslos die Darbietungen. Manch ein Herrscher sollte sich mal überlegen, ob er in Zukunft auf eine Zeremonie verzichtet, als nur absoluten Nonsens zu bieten. Weniger, aber qualitativ höherwertige Darbietungen kämen sicherlich allen zu Gute. Aus der Reihe der Darbietungen möchte ich nur ein paar wenige herausheben:
So die Zeremonie der QUN. Sie führten ein kleines Schauspiel auf und sangen zur Melodie von "House of the Rising Sun" eine begleitende Geschichte.
Als weiteres kann der Auftritt der Legion mit ihrem Maghan erwähnt werden. Sie ließen sich wenigstens etwas einfallen, um entsprechend in Erscheinung zu treten. Es war schön anzusehen, wie der Maghan aus einem dichten Nebel, den seine Mitglieder erzeugt hatten, auftauchte. Sehr stimmungsvoll!
Viel mehr ist leider nicht erwähnenswert. Harald Märtens verkündigte dann nur noch im Laufe des Abends die einzelnen Würdenträger, die sich einen Titel erkämpft hatten.
Der Abschluß des offiziellen Teils bildete dann nochmals ein Pantomimenstück von Thomas Hassan. Man kann sagen, daß er und Pauline Suchy wohl im Moment die einzigen FOLLOWer darstellen, die sich auf Cons und auf den Festen etwas einfallen lassen. Ihre Beiträge kamen bei allen Anwesenden immer gut an. Vielen Dank an Euch!
Samstag 08. August
Dieser Tag stand voll im Zeichen der schon erwähnten Fantasytagung. Viele der Anwesenden machten sich jedoch schon auf den Weg nach hause, andere hatten unter den Nachwirkungen des Vorabends zu leiden. Besonderen Anklang fand eine nicht angekündigte Märchenstunde, die Rüdiger Sturm abgehalten hatte.
Ebenfalls nicht im Programm war die 1-Mann-Show, die Josef Schwab als Heiratsvermittler abzog. 1,5 Stunden Non-Stop-Show, bemerkenswert!
Der Tag verging wie im Fluge, es war einer jener Tage, der wirklich im Zeichen angenehmer Geselligkeit stand. Spät am Abend war dann die Zeit der traditionellen FOLLOW-Filme. Harald Märtens war zwar mit dem Film von 1986 nicht fertig geworden, doch entschädigte sein übriges Reservoir an Filmen die anwesenden FOLLOWer. Wie immer wurde viel gelacht.
Sonntag 09. August
Es ist wieder der Tag, an dem auch ich mich von den letzten, die es bis zum Schluß ausgehalten haben, verabschieden mußte. Erneut wird es wieder ein volles Jahr dauern, bis man sich wieder sehen wird. Zeit vielleicht, sich noch einige Gedanken über das Fest zu machen:
Vieles ging an diesem Fest schief, trotz der Bemühungen der Veranstalter. Das schlechte Wetter und einige dinge, die geschahen, sorgten z.T. für eine gereizte Stimmung. So mußte sich der Veranstalter sagen lassen, daß das diesjährige Fest das teuerste war, das je veranstaltet wurde. Wo verbleibt das ganze Geld das eingenommen wurde? Viele Leute beklagten sich über das essen, und beschuldigten den Koch, wenn mal etwas daneben lief, ohne zu überlegen, ob die Misere nicht durch eine falsche Organisation seitens der Verantwortlichen entstanden war. Manche erwarteten auch, daß sie von vorne bis hinten bedient würden, ohne sich Gedanken darüber zu machen, wieviel Leute freiwillig (ohne Bezahlung) die ganze Arbeit machten. Zur freiwilligen Hilfeleistung waren selten Leute bereit.
Deshalb gilt an dieser Stelle all jenen meine Dank, die es überhaupt möglich gemacht haben, daß das Fest von der Organisation her nicht noch schlimmer wurde, als es bereits war. Mein Dank gilt all jenen, die stundenlang in der Küche aushalfen, die Duschen und Toiletten sauberhielten und immer da waren, wenn man sie tatsächlich brauchte.
Sicherlich haben sie nicht ein solches Fest hingelegt, wie die Traumveranstaltung von Niederalfingen. Doch überlegen wir einmal, wie wäre es in Niederalfingen gewesen, wenn es dort, wie heuer im Karlshof, fast nur geregnet hätte??? Sollten wir nicht alle unsere Erwartungen auf das Maß reduzieren, was tatsächlich machbar ist, und sollten wir uns nicht auf das besinnen, was FOLLOW an sich sein sollte: Ein Freundeskreis?

 

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