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14. Fest der Fantasie - Burg Niederalfingen
12.08. bis 19.08.1985

von Peter Emmerich (Festbericht)
und Josef Schwab (Fantasymarsch)

Festbericht


Montag, 12. August
Morgens 7:00 Uhr klingelte der Wecker, da ich mir vorgenommen hatte, pünktlich zum Mittagessen am Ort der Festlichkeiten einzutreffen. Um 7:45 Uhr klingelte der zweite Wecker, da ich von mir wußte, daß ich meine Vorsätze sicherlich nicht einhalten würde und um 9:45 Uhr klingelte das Telefon. An der anderen Seite war Bianca, die mir mitteilte, daß ich sie nicht vom Krankenhaus abholen müßte, die Sache würde sich anderweitig erledigen. Da ich nun eh schon aufgestanden war, das Telefon befindet sich leider nicht in der Nähe meiner Schlafkoje, konnte ich also auch gerade mit dem Packen anfangen. Systematisch wurde alles verstaut und vertäut, kontrolliert und nochmals verpackt. Und immer wieder die Horror-Vorstellung im Hinterkopf, doch etwas vergessen zu haben. Einmal war ich bereits hinter dem Steuer, als mir einfiel, Josefs Bilder hingen ja noch an der Wand. Also hoch, Bilder abgehängt, verpackt und verstaut, und nichts wie weg. Es war jedoch so kurz vor halb Elf glaube ich.
Auf der Autobahn fiel mir dann siedentheiß ein, die Bilder vom letzten Treffen in Salzburg lagen noch in der Schublade, die Videokamera nebst Ausrüstung war ebenfalls noch daheim, die finanziellen Reserven, die ich mir extra noch von der Bank geholt hatte lagen säuberlich unter dem Sparschwein im Flur etc. etc. etc. (Was ich sonst noch so alles vergessen hatte, zeigte sich dann im Laufe der Woche). So flitzte ich also mit meinem Flitzer dahin (endlich mal wieder Tempo 140; das Auto kam gerade erst aus der Werkstatt) und gelangte so gegen 14:00 Uhr mit dem letzten Tropfen Sprit auf der Burg an, wobei mich die 18% Steigung vor der Burg ordentlich ins Schwitzen brachte und ich schon bedenken hatte, ob mein 54PS-starkes Auto die Sache überhaupt noch packen würde. Auf jedenfall, ich schaffte es und fand auch auf Anhieb einen Parkplatz im Burghof (was sich später übrigens z.T. als gar nicht so einfach erwies). Und da standen sie also, die ersten Autos einiger anderer Follower, unschwer zu erkennen an den entsprechenden Aufklebern. Von allen, die schon da waren sind mir infolge ihrer mehr oder weniger monumentalen Figur nur noch Elmar Wohlrath und Iny Klocke im Gedächtnis. Die anderen mögen mir verzeihen, daß ich sie hier nicht erwähne.
Nach den ersten Begrüßungsgesprächen - heiß war's übrigens, der Planet knallte seine Energie herab, daß einem die Substanz auf der Haut verdampfte - wurde ein allgemeiner Bedarf an flüssiger Nahrung festgestellt. Und hier kam dann der erste Hammer: nichts da, weder Burgleitung, noch Veranstalter, noch Getränke... Später stellte sich dann heraus, daß die Burgleitung ein so frühes und pünktliches Eintreffen der Follower gar nicht erwartet hatte.
Schließlich wurde aber doch so langsam fast alles zur Zufriedenheit der bis dato angekommenen Follower geregelt. Der einzig gestresste dürfte Uwe (der Veranstalter) gewesen sein, der gem. der Chaos-Lehre die Zimmer verteilen mußte.
Irgendwann am späten Nachmittag traf dann auch Harald ein, der sein Gepäck zuerst ins Hotel fuhr und dann mit den Augen eines Spielers zurückkam, vorbereitet auf die Spielerversammlung, die noch stattfinden sollte. Bis dahin verging eigentlich die Zeit recht schnell, immer mehr Follower kamen, teilweise mit Zelt, teilweise mit eigenem Wohnwagen und z.T. im Gegensatz zu mir und Harald mit Freundin (Haralds Frau war wegen einer Ischiasgeschichte ausgefallen).
Nun, irgendwann am frühen Abend wurden dann also die Kinderchen zur Spielerversammlung gebeten, wo es mal wieder von Anträgen und Gegenanträgen wimmelte. Bei den Abstimmungen hatte ich - den Göttern sei Dank - ja einen Spielvertreter bei mir, der mir immer zuflüsterte, wann ich die Hand zu heben hatte und wann nicht (Harald wird darüber in seinem Spielbericht sicherlich noch genauer berichten).
Es war - glaube ich - so gegen ein Uhr Nachts, als Harald und ich uns verabschiedeten, um uns in der Pension zur Ruhe niederzulegen. Von Ruhe kann allerdings nicht die Rede sein, denn Harald besann sich seiner Rolle als Holzfäller und rächte sich für meine "Harald-Schäfer-Gedenkstätte". Am Dienstagmorgen war der umliegende Wald abgeholzt und meine Nerven dahin.

Dienstag, 13. August
Das war also der erste Tag des EWIGEN SPIELS, das für uns unter dem Motto stand: Wir kamen, wir sahen und wir kommen nächstes Jahr wieder. Aber ich will hier Haralds Bericht nicht vorgreifen, deshalb zu den anderen Dingen, die sich noch so abspielten.
Es war auch an diesem Tag ziemlich heiß und irgendwann war es soweit daß jemand auf die Idee kam, zum Baden zu fahren. Gesagt, getan, nur ein Problem gab es: Handtuch und Badehose hatte ich nicht mit, diese Utensilien lagen gut verstaut in der Pension. Nun, Pony (eine Followerin aus Wien) hatte den rettenden Einfall. Sie hatte gehört, daß es in der Nähe einen Stausee gab, bei dem sicherlich auch FKK-Anhänger ihr Plätzchen hätten. Nun, ich will jetzt nicht die Einzelheiten unserer Irrfahrt und unserer vergeblichen Suche nach einem ruhigen Plätzchen an dem schließlich doch gefundenen Stausee beschreiben, nein... wirklich nicht! Schlußendlich begnügten wir uns mit einem Bach, der einen Tiefgang von ca. 10cm hatte. Es war wenigsten eine kleine Illusion einer Erfrischung. Dermaßen gestärkt beschlossen wir dann, erstmal für unser leibliches Wohl zu sorgen. Also zurück in Richtung Burg mit vorherigem Abstecher zum Gasthaus FALKEN, wo uns dann auch die Wirtin noch einen anderen Badetip gab, den wir uns für Mittwoch zu Herzen nehmen wollten.
Der Abend verging mit viel Geplauder - Harald hatte den Tag mit dem EWS totgeschlagen - und wurde mit einem kräftigen Schluck gegen ein Uhr wieder beendet.

Mittwoch, 14. August
Der Mittwoch begann, daran kann ich mich noch genau erinnern, mit Haralds Geratze, dem die letzten grünen Sträucher der näheren Umgebung zum Opfer fielen. Nach dem kräftigen Frühstück wurde dann erst mal mit Josef telefoniert, um seine genaue Ankunftszeit zu erfahren.
Wieder auf der Burg begann Harald mit dem Training fürs Bogenschießen, während ich unseren Einsatz im EWS mit einer Glanzrolle zu Ende brachte. Als unser letzter Mann umgebracht wurde, war ich gerade unterwegs zur Getränkeausgabe. Es war 10:05 Uhr, aber wie gesagt, wir kommen wieder!
Und wieder war es sehr heiß, was man auch daran erkannte, daß die anwesenden Mädchen ihre kurzen Röcke hervorholten und sich meinem ähm wohlwollenden Blick stellten.
Schließlich tauchte Pony wieder auf - in Begleitung von Eva, der Toku-Magierin - und auf gings zum Baden. Vorausschauend hatte ich diesmal meine Badehose dabei. Nach einer erneuten Irrfahrt fanden wir besagten Badesee tatsächlich und stellten fest, daß es sich hierbei um den Zeltplatz handelte, wo der zweite "Göppinger Fetz" abgehalten worden war. Prompt trafen wir auch einige andere Follower, die zu dieser Gedenkstätte eine Pilgerfahrt unternommen hatten. Nun, es wurde recht nett, zumal Pony in weiser Voraussicht auf meinen Hunger einige belegte Brote mitgenommen hatte.
Zurück in der Burg stellte ich fest, daß mittlerweile auch Lord Aterias (Robert Vogel) nebst neuer weibliche Begleitung eingetroffen war, die ich natürlich zuerst in Augenschein nehmen mußte.
Ja, und dann entwickelte sich der Abend zu einem Hock auf der Burgwiese, wo über gemeinsame Pläne diskutiert wurde, über dies und jenes und der Unsinn dabei auch nicht vergessen wurde. Es war knapp zwei Uhr morgens, als ich im Bett war. Vor Müdigkeit übermannt hörte ich nicht einmal Haralds Geratze.

Donnerstag, 15. August
Der Donnerstag begann mit der Ankunft von Eva und Josef im Gasthaus Zanken (welches Harald und ich bewohnten), verbunden mit einem gemeinsamen Frühstück (und ich war doch so müde, selbst ein viertel Liter Orangensaft weckte meine Lebensgeister nur sehr langsam).
Josef und Eva wurden kurzerhand einquartiert und dann gings auf zur Burg. Dort waren wieder neue Leute eingetroffen (fragt mich jetzt nicht nach den Namen) und das EWS ging in die letzten Runden. Der Vormittag verging wie im Fluge und der Nachmittag war wieder angefüllt mit Baden,wobei wir gegen Abend von einem aufkommenden Sturm fliehen mußten.
Ach ja, ich vergaß noch zu erwähnen, daß schon recht früh am morgen mit dem getreuen Nachbau eines Onagers begonnen wurde, den Hägor (Harald Märtens) für seinen nächsten Followfilm gebrauchte. Er und einige Komparsen verfilmten unter der Regie von Lord Aterias wieder einige Armageddonregeln. Lord Aterias tat sich besonders gut darin hervor, daß er es verstand, die Leute mehr oder weniger wohlwollend im Kreise umherzuschicken... es war jedenfalls recht lustig.
Nun, am Abend begann dann schließlich der erste Teil der sog. Fantasytagung mit den Vorbereitungen für den Marsch, den ersten Vorträgen und dem Film CAVEMAN (mit Ringo Starr). Ich hatte den Film schon gesehen und nutzte zusammen mit Harald und Franz Schröpf die Gelegenheit zu einer kleinen Redaktionsbesprechung, zu der sich später dann auch noch Gustav Gaisbaur hinzugesellte.
Ich bin mir jetzt nicht mehr ganz so sicher, ab es schon am Donnerstag Abend oder erst am Freitag Abend war, als ich Robert Vogel eine Flasche aus seinem Sangria-Vorrat abnahm, um damit Josefs und Evas Darmgrippe (die sie aus der Türkei mitgebracht hatten) zu kurieren. Eindeutig stieg jedoch Josefs Wohlbefinden proportional mit seinem Alkoholgenuß. Die Bakterien hatten keine Chance mehr!

Freitag, 16. August
Das war der Tag des Fantasy-Marsches, über den Josef weiter hinten noch genauer berichten wird. Nur soviel vorweg: Es kamen nur zwei Gruppen rechtzeitig ins Ziel, nämlich wir und das Volk von Korossos (unter Günther Thomasch), wobei wir mit dem Würfeln am Schluß doch etwas Pech hatten und deshalb nur zweite wurden.
Auf dem Marsch selber kehrte die sonst sehr zurückhaltende und zierliche Morgana (Eva) ihren wahren Charakter hervor. Nach einem sechs Runden dauernden Schlagabtausch (nach Armageddon-Regeln) mit dem Heerführer der Finsterlinge schlachtete sie diesen nach allen Regeln der Kunst ab (seit diesem Zeitpunkt genießt Eva unter den Völkern Magiras den Ruf als "Yrkoons Schlächterin"). Tja, nachdem auch ich drei der Finsterlinge gerichtet hatte, einer Harald zum Opfer fiel und Eva schließlich Yrkoon (Thomas Kugler) besiegte, war für die Finsterlinge der Marsch vorbei und wir brachen dann auch wegen des einsetzenden Regens ab.
Der Abend begann dann mit Harald Märtens traditionellen Filmen, wobei der Streifen über den Pfingstcon in Ernsting wohl eindeutig die meisten Lacher auf seiner Seite hatte. Ihren Teil trugen sicherlich die raffiniert eingeschnittenen Werbedurchsagen einiger Follower bei. So war auch der Substanzlord -- ich -- mit einem entsprechendem Auftritt und der Aussage: "Kommt zu uns, dem einzigen Clan mit Substanz!" für ein reges Interesse an unserem Clan.
Der im Anschluß daran gezeigte Film über das 13. Fest in Nürnberg war diesmal sehr dokumentarisch aufgebaut (so mit sehr viel Informationen über die Stadt Nürnberg und einem Interview mit dem Künstler Bernard Stössel), was allerdings nicht den Zuspruch aller Follower fand. Mir persönlich hats gefallen, zumal auch die Lacher wieder voll auf ihre Kosten kamen, als wieder Szenen mit den Armageddonregeln dran waren.
Josef und Eva verabschiedeten sich ziemlich früh, wir - Harald und ich - sahen uns dann nochmals den Film übers Fest in Passau an und gingen dann auch recht bald.

Samstag, 17. August
Das ist der einzige Tag, der mir doch z.T. etwas negativ in Erinnerung blieb. Harald und ich verbrachten nahezu den ganzen Vormittag und den ganzen Nachmittag mit der EDFC- und Lordsitzung. Es gab soviel zu besprechen und zu beraten, daß ich ein recht schlechtes Gewissen bekam, daß wir Josef und Eva alleine gelassen hatten. Schade war es auch, daß wir den angesetzten Kampf der Amazonen total verpaßten (ich hoffe, Josef hat einige schöne Fotos gemacht) und auch den Aufbau des Marktes nicht mitbekamen. Da zur Eröffnung des Marktes die Anwesenheit der Lords gefordert wurde, bekam ich wenigsten das mit. Christian Holl, Klaus N. Frick und Hermann Ritter jr. trugen einige alte Weisen vor (mit veränderten und aktualisierten Texten natürlich) welche die anwesenden Lords und auch die EDFC-Satzung voll auf die Schippe nahm.
Nun, den letzten Teil des Marktes bekam ich dann auch noch mit. Morgan (Josef) verdingte sich als Meuchelmörder, die Toku hatten eigens ein Cafézelt eröffnet, unser Malvan Pascha (Elmar Wohlrath) verkaufte Teppiche, die Drachen Zauberformeln u.s.w. Es gab noch Wahrsager und einige Dinge Mehr. Sabine Pohl und Elke Oswald von den Weisen führten einen gekonnten Bauchtanz vor der allgemeine Bewunderung fand. Selbst die Wirtsleute des FALKEN, die sich das Ganze mal kurz anschauen wollten, schlossen kurzerhand ihre Wirtschaft und blieben bis lange nach Mitternacht bei uns auf der Burg.
Mit Anbruch der Dunkelheit begannen dann die Zeremonien. Als erstes begrüßte der Herold von Magira alle anwesenden Lords und ihre Völker. Danach wurde das Wort an Thomas Hassan (von den Raben) übergeben, der in sehr effektvoller Weise durch jonglieren von drei überdimensionalen Würfeln die Spieltechniken der verschiedensten Völker demonstrierte. Auch wir bekamen unseren Brei ab. Zum Schluß zeigte er uns dann noch seine Kunst im Feuerspeien.
Von den anderen einzelnen Zeremonien möchte ich noch die von Pauline Suchy hervorheben, die in Zusammenarbeit mit eben erwähnten Thomas einen mittelalterlichen Schwerttanz (ich nehme jedenfalls an, daß es so einer wahr) vorführte, der so eindringlich war, daß es auf dem ganzen Festplatz muxmäuschenstill war (was nicht sehr oft vorkommt). Schön war auch noch die Zeremonie der Finsterlinge, die die Stimme ihres nicht anwesenden Lords herbeizauberten. Es gäbe jetzt an dieser Stelle noch mehr zu berichten, doch es ist schwer, all die schönen Eindrücke zu Papier zu bringen. Für uns kam dann der Höhepunkt, als der Herold von Magira die Aufnahme von Harald (Morguun) in den Bund der Lords bekanntgab.
In unserer gleich darauf anknüpfenden kleinen Zeremonie nahm Harald dann auch schon sein erstes Mitglied, Siegfried Langer (Myrngor), auf. Ich selbst beförderte Morgan in den Rang eines Hüter des Nebels und stellte die schon erwähnten Leistungen Morganas als Schlächterin Yrkoons nochmals hervor. Dann bekundete ich offiziell unsere Freundschaft gegenüber dem Volk der Raben unter Uldin Skeith (Hans-Peter Schultes) und bat auch Lord Aterias an meine Seite. Auch mit ihm verbrüderten wir uns offiziell, indem er von mir einiges an Substanz ins Gesicht bekam (es war frisch angerührter Matsch) und er mir etwas Weisheit in Form von weißer Farbe ins Gesicht schmierte (auch der neugekürte Lord Morguun bekam seinen weißen Anstrich, hähähä...).
Nun, es war zwischenzeitlich sehr spät geworden, so daß Harald und ich anfingen, uns von allen Freunden und Bekannten zu verabschieden, da wir am Sonntagmorgen nicht mehr zur Burg, sondern geradewegs nach Hause fahren wollten.

Sonntag, 19. August
Der Tag der Heimreise. Nach einem letzten gemeinsamen Frühstück mit Josef und Eva, wo noch das letzte besprochen wurde, gings wieder nach Hause zurück.
Abschließend möchte ich sagen, daß es das schönste Fest war, an dem ich je teilgenommen habe. Trotz einiger Mißgeschicklichkeiten - so wurde total vergessen, Josefs Bilder auszustellen - war die Organisation nahezu perfekt, die Stimmung phantastisch und alles lief ohne Unfälle ab.
Wie jedes Jahr haben wir neue Freunde und Bekannte gewonnen. Und, was kann man sonst noch mehr verlangen? Unser Dank geht also nochmals an Uwe Meyer, seine Freundin Suse und an all die anderen, die dieses Fest erst möglich machten, und die ich hier nicht nennen kann (mein Namengedächtnis läßt mich im Stich).

Der Fantasymarsch


Am Donnerstagnachmittag tauchten auf dem Schloß fürchterliche Gerüchte auf. Es wurde gemunkelt, der Fantasymarsch solle vier Stunden dauern und es war von steilen Abhängen und Pfaden durch Brennesseln und Himbergestrüpp die Rede. Am Abend bewahrheiteten sich dann die Gerüchte. Skeit Uldin, der mit seinem Rabenvolk den Marsch ausrichtete, erklärte uns, daß der Abmarsch für Freitag 14 Uhr vorgesehen sei und der Schluß um 18 Uhr erfolgen würde. Nur wer sich in guter körperlicher Verfassung befinde und tadellos ausgerüstet sei, möge an dem Marsch teilnehmen! Gleichzeitig erfuhren wir Ablauf und Zielsetzung des Vorhabens: Es ging darum, eine Anzahl von Runensteinen zu gewinnen, die von einem grauen Zauberer in den Gewölben eines Schlosses gehortet wurden. Der Weg ins Schloß führte durch einen Wald, in dem zahlreiche Gefahren lauerten.
Zum vorgesehenen Abmarschtermin hatten sich fünfzehn Gruppen verschiedener Größe eingefunden. Einige von ihnen, wie z.B. die Drachen, waren bis an die Zähne bewaffnet und mit Seilen und anderen Ausrüstungsgegenständen versehen. Unsere kleine Gruppe - Morul, Morguun, Morgana und ich - vertraute auf die eigene Substanz und war nur mit zwei Dolchen und etwas Obst als Wegzehrung ausgestattet. Nach und nach machten sich die Gruppen, jede von einem Raben als Führer und Spielleiter begleitet, auf den Weg. Wir verließen das Schloß zuletzt und befanden uns bald darauf im Wald. Kaum hatte uns unser Führer vor dem Klingelmonster gewarnt, welches im Wald sein Unwesen trieb und jeden, den es sich bewegen sah, tötete, hörten wir auch schon irgendwo im Forst das Geläute des Monsters. Es gelang uns jedoch, dem Untier zu entkommen und uns vor ihm zu verstecken. Auf Geheiß unseres Führers benutzten wir die Pause im Versteck dazu, einen Tarnzauber zu weben, der uns beschützen sollte, falls wir in den Besitz der Runensteine gelangen sollten. Nur wer das Gegenmittel dazu besaß, würde uns etwas antun können. Als dieses Gegenmittel - es sollte etwas sein, das im Wald vorkommt - bestimmten wir Hasenkot.
Nachdem wir uns erfolgreich vor einigen anderen Gruppen versteckt, und eine Gruppe in die Irre geführt hatten, indem Morguun mit seinem Schlüsselbund das Klingelmonster imitierte, und einen Nichtangriffspakt mit den Wanderern abgeschlossen hatten, stießen wir auf eine durch einen Luftballon markierte Stelle und zugleich auf die Horde der Finsternis. Da diese aber ebenso neugierig waren wie wir, was es bei dieser Situation zu erfahren gab, beschlossen sie, sich uns gegenüber neutral zu verhalten. Unser Führer erläuterte uns, daß wir uns in einer zerstörten Wehranlage befänden, die von Toten übersät sei. Es gäbe nur einen einzigen Überlebenden und es läge an unserem Geschick, von ihm entsprechende Auskünfte zu erhalten, die uns auf der Suche nach den Runensteinen weiterhelfen konnten. Morguun bewies seine Erfahrung im Rollenspielen und brachte durch ausgeklügelte Fragen heraus, daß in der Nähe ein Eremit hauste, der einen Weg ins Schloß des Zauberers kannte und auch das Bannmittel wußte, daß es uns ermöglichen würde, unmittelbar bis zu dem Zauberer vorzudringen. Nach einem anstrengenden Wegstück, steil bergab und bergauf, und einem neuerlichen Versteckspiel mit einer rivalisierenden Gruppe fanden wir dann tatsächlich den Eremiten und erfuhren von ihm, daß ein bestechlicher Wächter uns eventuell ins Schloß lassen würde und daß wir als Gegenmittel gegen den Schutzzauber des Magiers Vogelbeeren benötigten. Um aber den Zauberer überwinden zu können, bedürften wir sicherlich noch etlicher Zaubermittel, die wir im Walde erst erringen müßten!
Doch soweit kam es nicht mehr. Kaum hatten wir eine Straße erreicht und waren auf ihr ein kurzes Stück weiter in den Wald hineinmarschiert, stießen wir neuerlich auf die Finsterlinge. Wir meinten, abermals unbehelligt an ihnen vorbeiziehen zu können, waren wir doch beide Angehörige der dunklen Mächte. Aber nichts ist finsterer als die Finsterlinge! Es hatte zu nieseln begonnen und die Finsterlinge hatten beschlossen, deswegen ins Schloß zurückzukehren. Zuvor aber gelüstete es sie, noch ein paar Leute abzumurksen und da kamen wir gerade recht. Sie waren doppelt so viele Kämpfer wie wir und so hatten sie auch im Nu Morul (nach drei eigenen Verlusten), Morguun und mir den Garaus gemacht. Aber dann erlebten sie etwas, mit dem sie nicht im entferntesten gerechnet hatten. Morgana gelang es, sämtliche noch lebende Finsterlinge niederzumetzeln, obwohl diese mit ihrem Recken bei jedem Angriff 5 Gutpunkte Vorsprung hatten! Bei diesem Kampf hat Morgana ihren Beinamen "Schlächter der Finsternis" erworben (siehe auch Foto auf der nächsten Seite!).
Mit nur einem Überlebenden rechneten wir uns nur noch wenig Chancen im Walde aus. Wir beschlossen, zum Schloß zu marschieren und unsere spärliche Chancen gegen den Zauberer einzusetzen. Kurz nachdem wir einen Vogelbeerbaum entdeckt hatten, stießen wir auch noch auf eine Schatztruhe, die offenbar nur unter Lebensgefahr geöffnet werden konnte. Doch auch diese Aufgabe überstanden wir und so gelangten wir in den Besitz von 3 Silberlingen, mit denen Morgana den Wächter des Schlosses bestechen konnte. Im Würfelduell mit dem Zauberer verließ sie das Glück und sie mußte zurück in die Substanz (unser Tod war allerdings nur von kurzer Dauer, denn wir manifestierten uns alsbald von neuem aus der Substanz).
Inzwischen war es 17:30 Uhr geworden, die Zeit verrann und es schien, als würde keine weitere Gruppe mehr zeitgerecht ins Schloß zurückkehren. Aber dann trafen im letzten Augenblick die Korosser ein und ihnen gelang es tatsächlich, den Zauberer zu überwinden und in den Besitz der Runensteine zu gelangen.
Allmählich kehrten dann auch die anderen Gruppen zurück. Wir hörten von furchtbaren Gemetzeln und aufregenden Abenteuern, die sich im Wald ereignet hatten. Unter anderem hatte es dort eine Wassernymphe gegeben, bei der man Gefahr lief, in ein Schwein verwandelt zu werden.

Rückblickend und ein Resümee ziehend, muß man konstatieren, daß wir uns recht gut gehalten haben. Als Lehre für evtl. spätere ähnliche Fantasymärsche gilt es auch festzuhalten, daß es klüger war, ins Schloß zurückzukehren und eine wenn auch nur kleine Chance zu nutzen, als sich verbissen durch den Wald zu schlagen und nicht mehr rechtzeitig umzukehren.

 
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