Trotz widriger Umstände, wie z.B. eine Wahnsinnsumleitung in Mühldorf oder hunderte von Pilgern auf enger Landstraße, waren wir (Marga und Harald) am Freitagnachmittag unseren Zeitvorstellungen gemäß in unserer Herberge angekommen.
Elmar hatte uns auf einem Bauernhof untergebracht. Das Zimmer war recht ansehnlich, jedoch ging das einzige Fenster auf die Straße. Wie uns Peter später mitteilte, konnten wir von Glück reden. Sein Zimmer lag zum Innenhof hin, an den die Kuhställe angrenzten. Gemolken wurde, wenn ich mich recht erinnere gegen 6 Uhr. Der Lärm und das Brüllen der Kühe ging ihm ganz schön auf den Nerv.
Nachdem wir unsere Koffer ausgepackt hatten gings nach Ernsting. Der Weg war von Iny und Elmar so gut beschrieben, daß wir uns ohne weiteres zurechtfanden. So gegen 15:30 Uhr trafen wir schließlich auf dem "Wohlrath'schen Hof" ein. 100 Jahre hat der Hof schon auf dem Rücken. Die Gebäude, die den Hof von allen Seiten umschließen, sahen noch recht stabil aus. Iny versicherte mir jedoch, daß vor kurzem erst eine Wand in sich zusammengefallen sei und sie nicht wüßte, ob im nächsten Jahr die Scheune noch stehen würde, in der wir uns zu den Mahlzeiten einfanden. Ich muß sagen, daß ich das Gebälk der riesigen Scheune von da an recht kritisch musterte.
Der Boden des Innenhofes war durch die Regenfälle der letzten Tage arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Wasserpfützen, weiche und schlammige Erde, kurz und gut, es ging sehr substanziell zu. Spötter meinten, die SUBSTANZ VON MHJIN hätte in den Tagen zuvor das Gehöft überfallen. Alles Lug und Trug - mein Ehrenwort!
Im Schatten, an der Wand des Wohngebäudes saßen bereits die Unentwegten auf ebener Erde, Stufen oder Stühlen. Sie hatten bereits am Vorabend
Elmars Geburtstag mitgefeiert. An einem daneben hatte sich Iny plaziert, mit etlichen Coupons und einem dicken Haushaltsbuch vor sich. Manche behaupten, daß sie wie ein schwarzes Ungeheuer auf diesem Platz thronte, jeden mit Argusaugen überwachend, ob er auch sein Pflichtessen schon bezahlt hatte. Ich meine, bei manchem Follower sicher eine unbedingte Notwendigkeit.
Jetzt sei aber schon vorausgeschickt, daß diese Mahlzeiten sowohl preislich günstig, mit Liebe hergerichtet und serviert (dank Chefkoch Anton und den Rabenkellnern) als auch vom Geschmack her vorzüglich waren.
Schattenlord Morul (Peter) und Neome (Bianca), seine Haushaltsbeauftragte waren kurz vor uns eingetroffen und hatten es sich bereits ein wenig abseits von den anderen bequem gemacht, genossen das sonnige Pfingstwetter in vollen Zügen.
Anwesen waren neben den Raben (inkl. Rabenvater Hans-Peter) Tirson in Begleitung eines Mikro-Esraners und einige Mitglieder des Falken-Clans. Im laufe des Abends kamen dann noch die Finsterlinge (Bernard und Rita, Thomas und Ingrid, Pat), die korrosischen Schweine mit ihrem Chef, Robert Vogel mit den brüderlichen Weisen und nicht zu vergessen ... der MAGHAN.
An jenem Abend saßen wir, die Substanz, mit Bernard und Rita an einem Tisch, als auch Christian Holl eintraf. Er gesellte sich zu uns und offenbarte zum erstenmal ernsthafte Übertrittsabsichten von der Bruderschaft zu unserem Clan.
Peter war darüber genauso überrascht wie ich. Zwar hatte Christian uns erzählt, daß er Robert gegenüber schon des öfteren hatte durchblicken lassen, er würde mit dem Gedanken eines Clanwechsels spielen. Christian hatte uns aber auch in der Meinung bestärkt, daß dies nur als Scherz gedacht war. Nachdem wir Robert vor längerer Zeit das Versprechen gegeben hatten, Christian nicht abzuwerben, blieben wir sehr zurückhaltend, während Bernard diesen Gedanken weitersponn.
Der Abend verlief dann noch recht fröhlich. Aber auf dem Heimweg hatte ich doch wegen Christian ein flaues Gefühl in der Magengegend. Wir hatten Robert mittels Christian schon einige Male auf die Schippe genommen (siehe magiranische Persönlichkeiten) und ich befürchtete, er würde und dies dann auch anlasten.
Am Samstag waren wir mit unseren Frauen in Mühldorf unterwegs. Wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Das kleine Mühldorf besitzt eine recht imposante Innenstadt. Die Häuser, alle mit farbigen Fassaden, erinnerten eher an eine italienische als an eine bayerische Bauweise. Überdachte Passagen mit Geschäften und Straßencafes verstärkten diesen Eindruck noch. Kurz und gut, unsere Frauen waren hellauf begeistert und steckten uns mit ihrer Stimmung an. Die fast sommerliche Hitze trieb uns dann buchstäblich in eines der Cafes, wo wir dann die italienische Atmosphäre am eigenen Leib spüren konnten: italienisches Eis serviert von einer Italienerin.
Danach trennten sich unsere Wege. Peter und ich fuhren zurück nach Ernsting, während Bianca und Marga sich dem schon traditionellen "Shopping" widmeten. Als wir in Ernsting ankamen, konnten wir gerade noch miterleben, wie der rote BMW von Harald Märtens von einem hilfreichen Follower zur nächsten Werkstatt abgeschleppt wurde. In der letzten Nacht war er in der Nähe von Landshut wegen Motorschadens mitten in der Landschaft stehengeblieben. Zum Glück war Harald kurz vorher auf ein Auto voller Bären (z.B. mit Matthias Bogenschneider und Kirsten Jacob) gestoßen und im Geleit weitergefahren. So konnten Harald und Christine bis nach Ernsting abgeschleppt werden. Allerdings verlief auch das nicht ohne Zwischenfall. Ein Abschleppseil zerriß wegen eines Bremsmanövers, das beide Fahrer wegen eines über die Fahrbahn springenden Rehes veranstalten mußten. Die Werkstatt, so erzählte Harald später, hatte zwei Austauschmotore auf Lager im Preis von DM 500 und DM 3000. Der Motor konnte wegen der Feiertage erst am Dienstag ausgewechselt werden. Prost Mahlzeit!
Im Hof trafen wir auf Franz Schröpf. Er war gerade damit beschäftigt, das neue FANTASIA und das neue FOLLOW auszuteilen. Die restliche Zeit bis zum Mittagessen vertrieben wir uns, indem wir in den beiden Magazinen herumblätterten, derweil jenseits des Hofes nahe dem Zeltlager der Kampf der Recken Magiras mit Schild und Gummisauger entbrannte. Zum Schlächter von Ernsting wurde letztlich in der Kombination Bogenschießen/Speerwerfen Hack Grünberger (Frankenstein junior) ernannt.
Pünktlich zum Mittagessen trafen unsere Frauen ein. In Peters Gesicht wetterleuchtete die Freude, als er hörte, daß Bianca nicht einen Pfennig ausgegeben hatte. Marga hatte immerhin ein paar Schuhe erstanden. Ich kenne meine Frau inzwischen und weiß, daß sie immer etwas findet.
Nach dem Essen fand dann die integrierte Lord- und EDFC- Sitzung statt und parallel dazu der erste Teil der Fantasy-Tagung. Die besagte Sitzung zog sich bis in den Spätnachmittag hin. Als Peter und ich dann aus den geheiligten Hallen zurückkehrten, hörten wir, das Klaus Pelz (Nern) und seine Freundin Elke bereits eingetrudelt waren. Wenig später lernten wir sie kennen. Sie waren beide sehr nett, wenn auch ein wenig still. Aber wen wundert's, sie waren schließlich zum ersten Mal auf einem Follow-Con. Elke interessierte sich für Fantasy überhaupt nicht. Sie erinnerte in dieser Beziehung sehr an Bianca und Marga. Klaus erzählte uns später, daß sein Haupthobby neben dem Motorrad Lesen sei.
Apropos Klaus: Da fällt mir eine Unterlassungssünde ein. Unser ehemaliger Kiral und Lord der Phönixe - Klaus Reichel - glänzte zusammen mit seinem Gefolgsmann Rüdiger Sturm ebenfalls seit Freitag mit seiner Anwesenheit. Ab Samstag kamen noch Oberlord Gustav Gaisbauer, Lore und Hubert Straßl dazu.
Später grillten dann die Raben Koteletts und Würstchen. Die Schlange, die an dem Grill anstand wurde immer länger. Trotzdem bekam letztendlich jeder das, was er bestellt hatte. Anschließend wurden die Magira-Feierlichkeiten eingeläutet. Wir substanziellen Existenzen zogen dazu unsere clantypische Gewandung an (mit Ausnahme von Marga). Und hier ist besonders hervorzuheben, daß Nern bereits eine clantypische Jacke aufzuweisen hatte, die gut zu unserem Volk paßt.
Schließlich schleppten die Raben Tische und Bänke aus der Scheune und stellten sie in einem Halbkreis auf. Im Mittelpunkt des Halbkreises entzündeten sie ein Lagerfeuer. Kaum hatten wir uns an einem der Tische zusammengefunden, da erschien Christian Holl und äußerte den Wunsch, in die SUBSTANZ VON MHJIN aufgenommen zu werden. Schon mehrmals am Tage hatte er angedeutet, daß seine Entscheidung diesbezüglich bis spätestens Sonntagabend fallen werde. Peter machte ihn darauf aufmerksam, daß er sich erst durch Lord Aterias von seinem Eid für die Bruderschaft der Weisen entbinden lassen mußte. Daraufhin machte er sich ganz hektisch auf die Suche nach Robert. Wenig später gesellte er sich wieder zu uns. Er hatte die notwendige Anforderung erfüllt. Peter und ich beschlossen, ihn bei unserer Zeremonie feierlich in unser Volk aufzunehmen. Zwar warf das die ganze Konzeption über den Haufen, die ich für unsere Zeremonie ausgearbeitet hatte, dafür hatten wir - und es wäre gelogen, wenn ich sage, daß wir uns darüber nicht gefreut hätten - Christian Holl in unserem Clan. Andererseits, Robert sah wirklich mißmutig aus, obwohl er den Anschein von Gleichgültigkeit zu vermitteln suchte. Und so war die Stimmung doch eher etwas gedrückt.
Unsere Zeremonie wäre dann schnell geschildert. Klaus wurde als Nern feierlich in die Substanz aufgenommen, ebenso unser Doppelagent Kristhan Sankt Holl. Peter überreichte den Veranstaltern als Gastgeschenk je einen gerahmten Fotoabzug von Gemälden, die Josef Schwab geschaffen hatte. Bernard (Ben Stoß Mal) vertrat aushilfsweise den dritten Mhjintrak des Triumvirats, wofür wir ihm sehr danken.
Die Zeremonien der anderen Völker bewegten sich in der gleichen Richtung, so daß nichts von einem Umschwung, was Inhalt und Vorführung anbetrifft, zu spüren war.
Als Schluß und Höhepunkt trat einer der Raben als Feuerspeier auf (Thomas Hassan). Das war wirklich sehr sehenswert. Als er dann allerdings andere Follower aufforderte, es ihm gleich zu tun, und sich dann in weinseliger Laune ein paar als besonders mutig hervortun wollten, brachen Marga und ich auf. Das konnte ich mir nicht mit ansehen. Der Mikro-Esraner (Horst Hufnagel) war natürlich auch dabei, und er dürfte sich, was wir so gesehen haben, die Lippen ganz schön angekohlt haben. Am nächsten Morgen war er jedenfalls abgereist.
Am Sonntag gegen Mittag fand dann der Follow-Marsch statt. Bei uns liefen sowohl die Phönixe als auch Kaiser Lantagor (Franz Schröpf) mit. Hier sei schon gesagt, daß sich die gewohnten Verzögerungen auch hier zeigten, und auch der Marsch keineswegs das Niveau der sonstigen Märsche bei den berühmten Miesbach-Cons erreichen konnte. Es sei aber auch darauf hingewiesen: Der Veranstalter des Marsches war nicht Uldin Skeidh (Hans-Peter Schultes) und Rabenvater in eigener Person, sondern einer seiner Raben.
Das Marsch war ganz auf Literatur ausgerichtet. Die Fragen bezogen sich auf Hauptpersonen in Romanen, und wer das entsprechende Buch nicht gelesen hatte, wußte auch die Antwort nicht. Der Abschuß war dann die Frage nach einer Stadt, die in einem englischen Fantasy-Roman vorkam. Der Marsch war zu kurz, Fantasy-Atmosphäre und das Gefühl der Zusammengehörigkeit konnten nicht aufkommen. Gewinner waren, wie schon so oft, die Finsterlinge. Und es hieß, sie hätten auch diesmal wieder sich unlauterer Mittel bedient (Bestechung, Gewaltanwendung, etc).
Nachmittags fiel dann ein finsterer Schwarm von Followern über ein Café in der Innenstadt von Mühldorf her. Vertreten war das Herrscherpaar von Tir Thuatha mit Würdenträger Videor Zamora (Uwe Mayer), die Finsterlinge, die Substanz (mit Ausnahme von Klaus und Elke, die sich gerade einen Vortrag anhörten), Lord Aterias und Pauline Suchy. Wie nicht anders zu erwarten, fanden besonders die Damen diesen Nachmittag sehr gelungen. Ob Harald Märtens alias Hägor Ra Manan sehr viel von diesem Cafebesuch mitbekommen hat weiß ich nicht. Jedenfalls war er sehr bemüht, seine filmtrainierten Augen der attraktiven, blonden und blauäugigen Bedienung nachzufahren!
Abends fand dann unter der Leitung von Ben Stoß Mal der absolute Höhepunkt des Cons statt: die Versteigerung. Beim Follow-Marsch war einer der Streckenposten als Dieb aufgetreten, und so war so manchem etwas abhanden gekommen, das nun versteigert werden sollte. Am meisten waren die Wanderer betroffen. Sie hatten ihre drei weiblichen Mitglieder gegen Informationen verschachert. Ersteigert werden sollte gegen magiranische Werte und Materialien.
Es soll hier auch nicht verschwiegen werden, daß Mhjintrak Morguun einen albionischen Lederbeutel inklusive einer Silbermünze aus Waligoi gegen 1/10 Liter Substanz ersteigerte. Der Beutel gehörte einstmals dem Heerführer der Bären (Matthias Bogenschneider). Allerdings hatte die Sache einen Haken. Ben Stoß Mal, eines Finsterling würdig, knüpfte eine Bedingung an den Erwerb. Sowohl ich, als auch der Bär sollten uns für eine Seite der Münze entscheiden. Ben warf die Münze hoch, und wessen Seite dann unten lag, der sollte dem anderen die Füße küssen. Das Pech lag ganz auf meiner Seite. Doch hoffe ich, alle Zuschauer haben sich davon überzeugen können, daß Mhjintrak Morguun seine Aufgabe zur vollsten Zufriedenheit und in nahezu zeremonieller Weise erfüllt hat.
Ich kann mich nicht mehr erinnern, was noch alles versteigert wurde. Die Angebote reichten jedenfalls vom thuathischen Eiswürfel über einen esranischen Wüstenfloh bis zu "einer Nacht mit dem Con-Dom". Als besondere Attraktion erwies sich die Versteigerung der drei Frauen, die sich durch besondere schauspielerische Leistungen auszeichneten. Sie unterstrichen ihren Wert durch wildes, temperamentvolles Auftreten. Jedem Sklavenhändler des Altertums wäre bei diesem Anblick das Herz höher gehüpft. Ükümdar Malvan Pascha (Elmar H. Wohlrath) wurde von diesem Anblick derartig überwältigt, daß er eine der Sklavinnen ersteigerte. Sein Einsatz war seine Hauptfrau Ölün Qanum Qun (Iny), was allgemeines Gelächter hervorrief.
Die anschließenden Filme von Harald Märtens bekamen wir nicht mehr mit, da es inzwischen Marga zu kalt geworden war. Wir verabschiedeten uns von denen, die durch die Filmvorführung noch nicht gebunden waren und fuhren dann in unsere Pension in Mühldorf.
Ja, das war's dann auch schon, denn am nächsten Morgen fuhren wir schnurstracks nach Hause. An dieser Stelle möchte ich mich im Namen der Substanz bei den Veranstaltern Hans-Peter Schultes (und seinen Raben) und Iny und Elmar Wohlrath für die Organisation dieses Festes bedanken. Dieser Con war wohl einer der schönsten, die ich erlebt habe. Und ich denke, was Atmosphäre und Organisation betrifft, wird sich das FdF in Niederalfingen daran messen lassen müssen.
Nicht zu vergessen auch Dank an Petrus für das herrliche Pfingstwetter und liebe Grüße auch an den Drachen-Bello, dem Pechvogel dieses Cons, der wohl beim Mond(wein)wandeln ein Grasbüschel übersehen und sich ein Bein angebrochen hat. Gute Besserung.